Zeltlager der Katholischen Jungen Gemeinde
vom 27. Juni 2008 - 11. Juli 2008

Groß Dörgen - so hieß das traditionelle Ziel im Emsland für das KJG-Zeltlager.

Groß-Dörgen, das sind vier Häuser, eine Bushaltestelle, das Ende der befestigten Fahrbahn und die Hasebrücke. Bis zum eigentlichen Zeltplatz geht man noch etwa einen Kilometer über einen staubigen Waldweg, bis man mitten im Nirgendwo angelangt ist.

 

Im Gegensatz zu Haspe ist Groß-Dörgen, freundlich ausgedrückt, ein beschauliches und harmonisches Fleckchen Erde. Und das war es auch - naja, bis die KJG'ler kamen. Denn 52 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, dazu 18 Betreuerinnen und Betreuer, da war es aus mit der Ruhe. Nicht, dass wir "Nordrheinwandalen", wie uns die Niedersachsen freundlich bezeichnen, übermäßig laut und chaotisch waren. Doch 70 Leute, die über einen Ort mit elf Einwohnern herfallen, das sorgt ungewollt für Unruhe und Trubel.

Doch der Reihe nach: Die Leiterinnen und Leiter packten am Dienstag vor Schuljahresabschluss den Lkw, um mittwochs gleich nach Schulschluss ins Emsland starten zu können. Aus der Garage, dem Pfarrheimkeller und Jugendraum kam nach und nach ein ganzer Berg Ausrüstung zusammen, sodass der Miet-Lkw dagegen arg klein wirkte. Nach phänomenaler zweistündiger Packzeit war es geschafft und die Packgenies auf dem LKW hatten alle Zeltplanen, Gestängesäcke, Gaskocher, Lebensmittel, Koch- und Materialkisten verstaut. Und auch für überlebensnotwendigen Dinge wie Liegestühle, Hasper Fahnen, Bügeleisen, kaputte Campinglaternen und einen Bausatz für ein Lebkuchenhaus gab es genügend Platz.

So beladen ging es bei bewölktem, aber trockenem Wetter ins Emsland. Die A 31 war wie immer kaum befahren und für die staugewöhnten Fahrerinnen und Fahrer war es angenehmes fahren. So kam der erste Trupp schon am späten Vormittag in Meppen an, kaufte geschwind Grillgut ein und machte sich dann weiter zum Platz. Schnell war ein wohl temperiertes Getränk aus der Kühlbox geholt und die vier stießen auf ein Gelingen des Zeltlagers an. Noch während der Klappgrill angeheizt wurde, fuhr der Lkw auf den Platz. Schnell waren die Stühle ausgeladen und eine kurze Verschnaufspause mit Grillwurst und Getränken wurde eingelegt. Dann hieß es arbeiten und der Lkw wurde ebenso schnell ausgepackt, wie er eingepackt worden war.

Mittwochnachmittag, Donnerstag und Freitagmorgen hieß es dann Zelte aufbauen, Heringe einschlagen, die Waschstelle herrichten, Strom- und Gas in der Küche anschließen, die Küchenutensilien spülen, Leinen im Trockenzelt spannen, einen Nachtwachenplan zu erstellen, Holz zusägen, Tische und Bänke aufstellen, Einkäufe erledigen, Müllständer platzieren, das Material sortieren und vieles mehr. Abends ging es dann müde, aber zufrieden ans Lagerfeuer, wo bei einem Bier der Tag ausklingen konnte.

Trotz der guten Stimmung und des Spaßes im Vorlager, waren die Leiterinnen und Leiter froh, als am Freitag die Kinder und Jugendlichen kamen. Zwei Leiterinnen waren morgens nach Meppen gebracht worden, wo sie unseren Lieblingsbusfahrer Billy trafen, der sie mit nach Haspe nahm. Da alle (oder zwei, drei, vier…) Leiterinnen in Billy verknallt waren, hatten diese beiden das große Los gezogen. Als Entschädigung dafür machte sich die Küche große Mühe und kochte 68 Chicken McNuggets, 8 Tüten Pommes, 1 Gitterkartoffeln, 22 Cheeseburger, 1 BigMac, 1 Royal TS, 1 Apfeltasche, 1 Vanillemilchshake, 1 Sprite, 2 Cola und für eine der Leiterinnen sogar einen Gartensalat.

Traditionell wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit einem Autokorso (von zwei Wagen) von der Abzweigung an der Bundesstraße bis zum Hof von Bauer Rolfes geleitet. Für die etwa zwei Kilometer brauchten wir so etwa fünfzehn Minuten. Nach großem Hallo wurde das Gepäck der Kinder und Jugendlichen ausgeladen und auf die bereitstehenden Autos aufgeteilt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gingen das letzte Stück zum Zeltplatz zu Fuß, während die Wagen (ein Palio Kombi und ein Corsa) zehnmal hin und her fahren mussten, um das restliche Gepäck zum Zeltplatz zu fahren.

Nach der Begrüßung durch einen Neuleiter wurden die Zelte aufgeteilt. Drei Jungen- und vier Mädchenzelte waren ursprünglich geplant. Da aber eine Plane fehlte, bekamen die "großen Jungen" zwei der traditionellen Rundzelte, die ursprünglich für die Leiterinnen vorgesehen waren. Diese mussten sich mit modisch-blauen, dafür aber kleineren Zelten abfinden. Nach anfänglichen Missmut, fanden sich die acht mit den neuen Zelten ab. Auch wenn einer der Teilnehmer es beim Schlafen schaffte, mit den Füßen unter der Zeltplane hervorzugucken (egal ob es regnete oder nicht), waren die Jungs am Ende mit den Zelten mehr als zufrieden.

Nach der Aufteilung auf die Zelte erkundeten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Platz und die Umgebung, richteten sich häuslich ein und knüpften erste Kontakte. Bei 52 Teilnehmenden fand jede und jeder schnell jemanden, mit dem es sich auskommen ließ oder mit der man über alles Quatschen konnte. Am abendlichen Lagerfeuer war die Stimmung jedenfalls mehr als gut, was für den Gesang eine übertriebe Behauptung gewesen wäre. 70 Leute und gefühlte 90 Stimmlagen, doch 100% Einsatz, Gotthilf Fischer wäre von uns begeistert gewesen. So ging es in die Nachtruhe - und die Leitenden waren verwundert - es herrschte bald wirklich Nachtruhe. Ob die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nur müde oder so gut erzogen waren (und sind) oder ob sie die Leitenden ausgetrickst und sich flüsterleise unterhalten und gegenseitig besucht haben, bleibt dabei ein Rätsel. Jedenfalls war es schnell still auf den Platz, wenn man von den Leiterinnen und Leitern am Lagerfeuer absah. Hinzu kam der Besuch vom Nachbarplatz, Fußballer aus Bawinkel, die neben uns kampierten. Sie fragten höflich an, ob sie unser Banner klauen dürften, ob dabei die Kinder geweckt werden dürften und vieles mehr. Schließlich versuchten sie das Banner zu klauen, sprangen an den mit Ketchup und anderen ekligen Substanzen vorbereiteten Bannermast und setzten alles daran, das Banner zu ergattern. Doch leider lohnt sich großer Aufwand nicht immer und sie mussten reumütig ihre Zeche bezahlen und spendierten frisches Bier für die Leiterrunde. Die Hasper Überfaller waren da ganz anders und schlichen sich leise an. Erst als ein Böllerschuss fiel, war klar, dass die Schergen der Freiwilligen Feuerwehr Haspe die Lagergrenzen erreicht hatten. Nach einiger Aufregung kam man schließlich am Lagerfeuer zusammen. Doch damit nicht genug. Pünktlich gegen 6.00 Uhr setzten die Überfaller zum morgendlichen Gesang an und sangen fröhlich grölend die Klassiker aus der Liedermappe. Die Leiter störten sich nicht am Gesang, sondern schliefen munter weiter. Um die Kinder und Jugendlichen nicht frühzeitig zu wecken, schickte die Küche die Sängerinnen und Sänger ins Leiterdorf, wo sie mit noch mehr Inbrunst das Platzkonzert fortsetzten. Gegen acht Uhr war das Gastspiel beendet und die Gruppe trat kurz vorm Wecken der Teilnehmenden den Heimweg nach Haspe an. Viele der Kinder und Jugendlichen nahmen daher an, dass die Leiterinnen und Leiter gesungen hätten. Sie behaupteten steif und fest, einige der Stimmen erkannt zu haben und die Leitenden mussten sich einiges wegen der Ruhestörung anhören.

Die ersten Tage des Zeltlagers waren angefüllt mit Sport- und Teamspielen. Das passte ganz gut, denn natürlich verfolgten wir das Spiel Deutschland - Spanien gebannt auf der eigens aufgestellten Leinwand im THW-Zelt. Die Enttäuschung über das verlorene Spiel hielt sich in Grenzen, denn anders als in Hagen hätten wir ja keinen Autokorso durch Groß-Dörgen machen können. Von daher Glück gehabt!

Das Wetter war alles in allem genommen spitze. Natürlich hat es auch geregnet, aber in der Regel konnten wir draußen essen und mussten uns nicht ins enge THW-Zelt zurückziehen. Und oft war es so warm, dass uns gar nichts anderes übrig blieb, als die Neulinge im sogenannten Kuhteich zu ‚taufen' oder spontan eine Wasserschlacht zu starten. Darum waren die meisten Kleidungsstücke nicht aufgrund des Regens, sondern vom Schwimmen und den Wasserschlachten nass.

Zweimal gab es starken Regen, einmal in der Nacht und einmal über Tag. Aber da in diesem Jahr keine "Burggräben" um die Zelte gezogen waren, gab es keine Wassersammelstellen und es bildeten sich hier und da nur größere Pfützen. "Hilfe, unser Zelt steht unter Wasser!", hörte man dennoch von einem der Mädchenzelte. Dem Geschrei nach zu urteilen musste es eine Jahrhundertflut sein, die da über das Zelt eingebrochen war. Bilder vom Dresdener Hauptbahnhof beim Elbehochwasser im Kopf stürzten mehrere Leitende hinzu. Doch es stellte sich heraus, dass der Alarm laut, aber nicht nötig war. Im Eingangsbereich war etwa die Größe eines DIN A3 Blattes nass, was für eine angehende Hasper Hausfrau einer Katastrophe gleichkam. Mit einigen Handtüchern war das Wasser schnell aufgewischt und alle wieder zufrieden.

Ansonsten blieben wir von Katastrophen verschont. Zwar kenterte bei der Kanutour von Helte nach Bokeloh (cirka 8 Kilometer) ein Boot, allerdings nur, weil sich die drei Insassen nicht an die Anweisung der Leiterin hielten und munter schaukelten und ruckelten. Da das Boot nahe am Ufer dümpelte, die Kinder eine Schwimmweste trugen und darüber hinaus schwimmen konnten, war es eigentlich nicht schlimm. Zumal bei dem warmen Wetter eine Abkühlung gut tat. Doch eine Leiterin stürzte sich wie David Hasselhoff in Baywatch ins Wasser, um die drei zu retten, was zur Folge hatte, das eine Person mehr nass war und alle vier am Lagerfeuer viel zu erzählen hatten.

Eines ist noch wichtig: Die Zeltlagerleiterrunde dankt allen Eltern und Freunden der KJG, die durch ihren Einsatz zum Gelingen des Lagers beigetragen haben. Da wir nicht alle mit Namen erwähnen können, stellen wir exemplarisch Herrn Ruschkowski und Herrn Schultze heraus, die den LKW gefahren haben und im Vor- und Nachlager kräftig mit anpackten. Ihnen und allen anderen Helferinnen und Helfern ein herzliches Dankeschön!

 

Sebastian Bicher